Man kann im System immer noch richtig Kasse machen, zu Lasten der Versicherten. Deftige Gehaltserhöhungen, Streit um einen Vorstand - die gefeierte Fusion der Techniker Krankenkasse mit der Internet-Kasse IKK-direkt wird zur teuren Posse. Die neue Krankenversicherung ist die größte Deutschlands, gelohnt hat sich der Zusammenschluss auch für die Manager. 7,2 Millionen Versicherte zählt die TK seit Jahresbeginn, als sie mit der ehemaligen Internet-Krankenkasse IKK-direkt fusionierte. Damit hat sie alle ihre Konkurrenten abgehängt. Der bisherige Marktführer, die Barmer, kommt auf rund 6,8 Millionen Kunden.
Intern steht Klusen gleich mehrfach unter Druck. Gut verhandelt hat der Manager nämlich wohl vor allem in eigener Sache. Die Bezüge der Vorstandsspitze sind so erfreulich gestiegen, dass sich nun das Bundesversicherungsamt (BVA), Ulla Schmidts Kassenaufsicht, eingeschaltet hat. Ärger gibt es aber vor allem, weil die TK zwar gerne die gut 800.000 meist jungen und deshalb gesunden Versicherten der Internet-Kasse übernommen, aber deren Chef, Ralf Hermes, anders als im Fusionsvertrag vorgesehen, vor die Türe gesetzt hat. Seit Wochen liefert sich die Kasse mit dem Manager einen bizarren Rechtsstreit um den Posten.
Dabei hat es Klusen eigentlich Hermes zu verdanken, dass sich die Fusion für ihn so richtig gelohnt hat. Der Ex-IKK-direkt-Chef gilt als schillernde Figur im Gesundheitsbusiness. Manche halten ihn für eloquent, Kritiker eher für skrupellos. Der Manager hat schon einige Krankenkassen geführt, manchmal gar mehrere gleichzeitig - wie jemand, der zur gleichen Zeit für Volkswagen, Opel und Daimler arbeitet. Im vergangenen Jahr leitete Hermes neben der Internet-Kasse auch noch den IKK-Landesverband Nord und die IKK-Nord, eigentlich ein Konkurrenzunternehmen. Sein TK-Gehalt errechneten die Verantwortlichen deshalb gleich aus drei Einkommen. Unter dem Strich kamen 238.000 Euro heraus.
Bei so viel Großzügigkeit sollte auch Klusen nicht darben. Obwohl bereits 61 Jahre alt, erhielt er einen neuen Anstellungsvertrag, der sechs Jahre läuft - falls er nicht zuvor in Ruhestand geht - und ihm 273.000 Euro im Jahr garantiert, zuzüglich Dienstwagen und üppiger Versorgungsregelung. Im vergangenen Jahr musste er noch mit 245.000 Euro auskommen. 50.000 Euro Bonus obendrauf gab es für die Abwicklung der Fusion. Auch Klusens gleichaltriger Stellvertreter Helmuth Doose ist nun dank des Hermes-Effekts mit 252.000 Euro Grundgehalt und Zulagen Krösus unter Deutschlands Kassenmanagern.
Allenfalls 210.000 Euro stünden Klusen zu, hat hingegen das Bundesversicherungsamt errechnet. Die Bezüge orientierten sich nicht "am Maß des Notwendigen", beanstandet das BVA in einem vertraulichen Schreiben. Vergleichsmaßstab für Kassenchefs könne nicht die freie Wirtschaft sein, sondern nur die eigene Branche.
Anfang Februar sprachen Hermes und Klusen unter vier Augen über den BVA-Bericht. Über den Inhalt der Unterredung gibt es unterschiedliche Darstellungen. Klar ist nur, Hermes unterschrieb anschließend eine Aufhebungsvereinbarung, die ihm für sechs Jahre 10.000 Euro pro Monat garantierte, ohne jede Arbeit. Als das öffentlich wurde, widerrief er die Regelung. Hermes sagt, Klusen habe ihm mit fristloser Kündigung gedroht, nur deshalb habe er unterschrieben. Klusen bestreitet das und spricht von "übler Nachrede".
Kommentare