Es wurde von Strauss-Kahns Leuten nichts unversucht gelassen, um die Glaubwürdigkeit von Nafissatou Diallo zu demontieren. Sie erwähnte in einem Telefonat am Tag nach dem Vorfall: ,,Dieser Typ hat viel Geld." Es wäre merkwürdig, hätte sie das da immer noch nicht bemerkt. Sie habe gelogen, um ihren Asylantrag mehr Nachdruck zu verschaffen. Das soll vorkommen, öfters als man denkt.
Wie ist es eigentlich um die Glaubwürdigkeit von Strauss-Kahn (,,DSK") bestellt? Hat er nicht seinen Anwalt Benjamin Brafman vor Gericht auflisten lassen, mit wem er ab 12 Uhr mittags am 14. Mai zusammen war. Um ein Alibi zu suggerieren, das es nicht gibt. Und um dann (auf die in Zeiten der DNA-Analyse vielleicht ratsame?) Strategie umzusteigen, bei dem Vorfall im Hotel habe es sich um ,,einvernehmlichen Sex" gehandelt. Eine Art Romanze sozusagen.
Strauss-Kahns Freunde sind so um ihn besorgt, dass sie auch noch die Theorie in die Welt setzten, Diallo habe für sexuelle Dienste Geld von Strauss-Kahn gefordert, was dieser abgelehnt habe. Der Manager des Hotels erklärte Mitte Mai, ,,dass unsere Angestellte seit drei Jahren im Sofitel New York tätig ist und zwar zu unseren vollen Zufriedenheit, was ihre Arbeit und ihr Verhalten angeht".
Auch Strauss-Kahn hat ein Vorleben. Davon kann Diallo, für die DSK noch am nächsten Tag nur ,,dieser Typ" war, kaum etwas gewusst haben. Jetzt droht Strauss-Kahn auch in Frankreich ein Strafverfahren wegen versuchter Vergewaltigung. Die Journalistin tristene Bann erstattete Anzeige gegen den früheren IWF-Chef.
In einem Interview der Zeitschrift ,,Passages" (Nr. 35, Februar/März 1991) hat Strauss-Kahn vor zwanzig Jahren erklärt: ,,Ich meine dass jeder Jude in der Diaspora - und also auch in Frankreich - Israel unterstützen soll, wo immer er kann. Daher übrigens ist es wichtig, dass die Juden politische Verantwortung übernehmen. In meinen Ämtern und in meinem täglichen Leben, bei all meinen Handlungen, versuche ich meinen bescheidenen Stein zur Errichtung des Landes Israel beizutragen." So viel Loyalität ist sicher keine Einbahnstraße.
Das New Yorker Verfahren wird er nun auch so überstehen. Dann wäre das Trio Infernale der französischen Politik wieder komplett. Dazu gehören neben DSK zwei seiner medial wirksamsten Verbündeten: die ,,graue Eminenz" des Libyen-Kriegs, der Sarkozy-Berater Bernard-Henri Levy, und der für seine jahrzehntelange Pädophilen-Propaganda gefürchtete ehemalige ,,Superminister" Jack Lang. Frankreich ist ein Land, in dem man sich zu Recht etwas darauf zugutehält, klar denken und die Dinge auseinanderhalten zu können. Es wird Zeit, dass sich unser westlicher Nachbar von seinen falschen Philosophen trennt.
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